«Gefährliche Stoffe» richtig entsorgen

20 Tonnen pro Tag! So viel Abfall erhalten alleine die Entsorgungshöfe der Stadt Bern. Vom Sperrgut über elektronische Geräte bis hin zu Akkus ist alles dabei. Eine grosse Herausforderung für die Entsorgungshöfe ist, dass die Abfälle oft nicht sachgemäss abgegeben werden. Wenn also im Sperrgut auch Akkus oder Geräte mit elektronischen Komponenten entsorgt werden, kann das rasch brandgefährlich werden. Wir haben bei Entsorgung + Recycling Stadt Bern nachgefragt, wo genau die Gefahren liegen.

Neben Chemikalien, Reinigungs- und Lösungsmitteln, Druckgaspatronen und Spraydosen gehören Batterien und Akkus wegen ihres Schwermetallgehalts zum Sonderabfall. Dieser wird in den Entsorgungshöfen separat gelagert. Das dient nicht nur der einfacheren Weiterführung ins Recycling, sondern auch der Sicherheit. Denn werden bestimmte Materialien vermischt, kann dies zu einer chemischen Reaktion oder einem Brand führen.

Dass Brände immer wieder auftreten, zeigen die Polizeimeldungen.

Warum verursachen Akkus immer wieder Brände?

Lithium-Ionen-Akkus in normalen Kehrichtsäcken werden von der Müllabfuhr eingesammelt. In der Müllpresse des Wagens wird der ganze Kehricht komprimiert. Dabei können die Zellen des Akkus beschädigt werden und sich entzünden. Oft ist die Beschädigung nicht sofort erkennbar und ein Brand kann sogar mehrere Tage später erst ausbrechen.

Die Hitze kann ebenfalls zum Problem werden. Bei äusserer Erwärmung können sich Lithium-Ionen-Akkus bereits ab einer Zelltemperatur von 70 C° entzünden. Klingt nach viel. Jedoch kann sich ein Auto, das in der prallen Sonne steht, innerhalb einer Stunde auf bis zu 80 C° 1) aufheizen. Ähnliche Temperaturen können im Sommer in Containern auf Entsorgungshöfen entstehen. Liegt nun ein solcher Akku in einem aufgeheizten Container, kann er sich selber entzünden. Wegen der hohen Energiedichte brennen Akkus sehr rasch und intensiv ab. Umliegendes Material entzündet sich ebenfalls. Solche Brände zu löschen erweist sich für die Feuerwehr als äusserst herausfordernd.

Die Empfehlung der Entsorgungsstellen

Wie kann man Brände durch Akkus verhindern? Wir haben bei Entsorgung + Recycling Stadt Bern nachgefragt. Hier die Ratschläge:

  • Setzen Sie lithiumhaltige Batterien und Akkus beim Transport zum Entsorgungshof keiner grossen Hitze und keinen Flüssigkeiten aus.
  • Öffnen Sie die Akkus auf keinen Fall.
  • Kleben Sie vor der Entsorgung die Pole mit Klebestreifen ab, um einen Kurzschluss zu vermeiden. Das gilt übrigens auch bei längerer Lagerung zu Hause.
  • Falls der Akku nicht mehr funktioniert, lagern Sie ihn separat in einem verschlossenen Plastikbeutel und geben Sie ihn so rasch wie möglich bei der Entsorgungsstelle ab.
  • Ein offensichtlich beschädigter Akku sollte in einem nicht brennbaren Behälter separat bei der Annahmestelle abgegeben werden.
  • Bei Geräten mit entnehmbarem Akku: Entfernen Sie den Akku, lagern Sie ihn danach separat und geben Sie ihn auch separat ab.
  • Fest verbaute Akkus in elektrischen Geräten: Entfernen Sie den Akku nicht. Geben Sie das ganze Gerät separat ab.

Wie verhindern Entsorgungshöfe Akkubrände?

Da in Entsorgungshöfen grosse Mengen und unterschiedliche Arten von brennbaren und gefährlichen Stoffen zusammenkommen, sind die Brandschutzvorschriften besonders streng.

Batterien und Akkus sowie viele der anderen Sonderabfälle gehören zur Kategorie «Gefährliche Stoffe». Einmal abgegeben, werden diese nach den Vorgaben von INOBAT (Batterierecycling Schweiz) in verschiedenfarbigen Stahlfässern gelagert. Gerätebatterien in grünen Fässern, Lithium-Ionen-Akkus in schwarzen Fässern. Um Kurzschlüsse zu vermeiden werden die Pole – falls nicht bereits erfolgt – abgeklebt oder die Akkus einzeln in Plastiksäcken gesichert.

Als zusätzliche Vorsichtsmassnahme werden die schwarzen Fässer schichtweise mit Vermiculit gefüllt. Ein feuerbeständiges Silikat, das einen Brand beim Transport verhindert. So verpackt gehen die Batterien und Akkus dann weiter zur fachgerechten Verwertung.

Wie sieht es mit gefährlichen Chemikalien aus?

Ein ähnlich hohes Gefahrenpotential weisen auch Chemikalien, Reinigungs- und Lösungsmittel auf. Der Entsorgungshof Bern empfiehlt bei diesen Stoffen Folgendes:

  • Flüssigkeiten gut verschlossen abgeben. Stellen Sie sicher, dass nichts austritt und sich mit anderem Abfall vermischen kann.
  • Schütten Sie die Flüssigkeiten nicht zusammen. Geben Sie diese in der Originalverpackung ab.
  • Spraydosen, die unter Druck stehen, müssen ebenfalls beim Entsorgungshof abgegeben werden. Selbst wenn sie leer sind, enthalten sie noch Treibgas.

Erst wenn die Materialien nicht korrekt abgegeben und vermischt werden, kann es riskant werden. Daher empfiehlt der Entsorgungshof, gefährliche Stoffe immer getrennt zu sammeln und separat abzugeben. Auch hilft es, die Hinweise zur sicheren Entsorgung von Gefahrengut zu studieren und zu befolgen.

Entsorgungs- und Recyclingstellen sind regional unterschiedlich organisiert. Entsorgungsstellen sind teilweise nicht betreut. Geben Sie deshalb gefährliche Stoffe nur bei betreuten Entsorgungs- und Annahmestellen ab.

Sie sehen, auch bei der Entsorgung lassen sich mit einfachen Massnahmen bereits viele Brände verhindern.

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